Was ist DAS GUTE LEBEN? Marktdialog in Halle (André Gödecke)
Normalerweise treffen wir, die MitstreiterInnen vom „Dialog unter freiem Himmel“, uns in der warmen Jahreszeit im Park. Angesteckt und ermutigt durch allerlei Inspirationen im Rahmen einer Veranstaltungsreihe namens TROTZDEM-Festival verlegten wir jedoch den letzten Dialog auf den Halleschen Marktplatz – direkt vor das Rathaus.
Ein wenig Herzklopfen hatte ich schon, als wir dort mit einem Handwagen voller Stühle ankamen, eine Informationstafel aufstellten und uns um die gestaltete Mitte (laminierte Dialogregeln, Sprechgegenstand und Schiffsglocke) setzten, um Passanten zum Austausch einzuladen. Viele Leute blieben stehen, lasen die Infos und beäugten das Geschehen. Insgesamt fünf Menschen nahmen – neben uns vier „Aktiven“ – während der Session Platz, um an einem Dialog zur Frage „Was bedeutet für dich das GUTE LEBEN?“ teilzunehmen.
Besonders angetan war ich von der zeitweise intensiven Gesprächsatmosphäre, die sich trotz anfänglicher Aufregung und wechselnden „Publikum“ entfaltete – etwa, als ein Student der Philosophie sein Wissen über kulturell bedingte Konzepte guten Lebens mit uns teilte oder als eine Seniorin über die Rolle der Gesundheit für die Lebensqualität laut nachdachte.
Leider beendete nach ca. einer Stunde der einsetzende Regen unser Dialog-Experiment. Alles in allem war es ein ermutigender kleiner Anfang in Hinblick auf dialogische Gesprächskultur im öffentlichen Raum. Wir sind uns einig, im nächsten Jahr wieder Marktdialoge zu veranstalten – vielleicht beleben wir damit eine uralte, beinahe vergessene Tradition, die in ihrer Einfachheit dem menschlichen Wesen entspricht und der Anonymität städtischer Räume etwas entgegensetzt?
Wenn ich über den Bericht über das Experiment mit dem öffentlichen Gesprächsraum nachdenke, überwiegen Bewunderung für Deinen/Euren Mut und die Kreativität. Wie ist es Dir/Euch mit der Öffentlichkeit ergangen? Und in welcher Weise habt Ihr den Rahmen für das Gespräch gesichert?
Hey Olaf, als die Idee aufkam,erschien es uns irgendwie folgerichtig, auf den Markt zu gehen. Bei Dialog unter freiem Himmel herrscht meistens „Wellenlänge“, weil die Leute ähnliche Werte und Visionen teilen. Das fühlt sich zwar immer wieder gut an, weil wir in der Komfortzone bleiben. Aber nach meinem Geschmack fehlt manchmal die Vielfalt der Positionen, um den Dialog nicht nur hübsch zu „pflegen“, sondern auch dort wirksam werden zu lassen, wo die Meinungen wirklich aufeinanderprallen.
Sicherheit ergab sich aus den im Artikel erwähnten Elementen Gesprächsregeln, Sprechgegenstand und Glocke sowie natürlich aus unserer Präsenz. Alles in allem war es jedoch ein Ausflug ins Unsichere und Ungewisse. Wenn wir wieder damit anfangen, werden wir das Ganze wohl offiziell als Veranstaltung anmelden.
Tolle Schreibe😃😍📝! Schade, dass dann der Regen eingesetzt hat😔😞😭☔️! Der ist anscheinend nicht so überzeugt vom Dialog👥💬 führen!😣 Aber vielleicht könnt ihr ihn ja noch überzeugen?😃😄😉☺️😊☔️
Das wäre natürlich eine Sensation – und wir als Dialogbegleiter könnten uns dann vor Anfragen kaum retten – z.B. von Konzertveranstaltern und Reiseunternehmen 🙂