Seit ich vor ein paar Jahren die erdfest-Initiative entdeckt habe, fühle ich mich mit dem Anliegen tief verbunden. In diesem Jahr möchte ich mich als Einzelperson beteiligen, mit einer Aktion, zu der ich alle Menschen einladen möchte. Im Erdfestzeitraum werde ich jeden Morgen zur selben Zeit für 15 Minuten in meinem Garten mit der Erde stehen. Dabei verbinde ich mich innerlich mit der Erde unter meinen Füßen und mit allen Menschen, die dies zur selben Zeit tun. Heilende Lieder und Gedanken wirken ihr Werk dabei.

Katharina Frass, Berlin

Termine: 16. bis 29. Juni, jeweils 7.30 bis 7.45 Uhr

Hier geht es zum Eintrag auf erdfest.org

Teilnehmer:innen der ALLE WETTER Ausbildung in Erkelenz 2023

Lasst uns Herzen malen in die Staubschicht auf unserem Bildungssystem! (Saskia Niechzial)

Am vergangenen Freitag endete die Ausbildung zur ALLE WETTER Prozessbegleiter:in in Erkelenz (Rheinland). Wunderbare Menschen aus Schule und Jugendhilfe arbeiteten im Rahmen des zehntägigen Zertifikatskurses an ihren dialogischen Fähigkeiten und vertieften Kompetenzen zum Umgang mit starken Emotionen, Konflikten, Mobbing usw.

Sie erlangten Sicherheit in der Umsetzung des ALLE-WETTER-Ansatzes mit Schulklassen, Wohngruppen und Teams. Ermutigten sich gegenseitig, in herausfordernden Situationen eine erkundende und empathische Haltung einzunehmen.

Die Rückmeldungen machen mich froh und zuversichtlich, weil sie einmal mehr den Willen bekunden, auch unter den Bedingungen angestaubter Strukturen persönliche Begegnung und Herzensmut zu wagen.

Wir warten nicht darauf, dass auf Ministeriumsebene irgendwann mal der dringend notwendige Wandel auf den Weg gebracht wird – wir fangen schon mal an und machen (nicht nur) Schulen zu einem freundlichen Ort!

https://www.allewetter.org/

#dialogischehaltung #gewaltfreiekommunikation
#lernlustjetzt #allewetterkreisgespräche #schuleimaufbruch #saskianiechzial 

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„Mehr denn je braucht es heute das „Und“. Was ermöglicht das „Und“? Das Aushalten von Verschiedenem, Widersprüchlichem, Ungewohntem oder Fremden?“

Wir erleben nach wie vor eine herausfordernde Zeit mit vielleicht ungewohnten Erfahrungen und vielen Ungewissheiten. Dass es unterschiedliche Antworten auf die derzeitige Entwick-lung gibt, wurde auch im Vorbereitungskreis deutlich, aber gerade deshalb scheint es uns wichtig und sinnvoll, gemeinsam mit Präsenz, Offenheit und Voraussetzungslosigkeit, die Tage gemeinsam zu gestalten.

Der Sommerdialog lebt davon, dass ihr Lust habt, aktiv in einem dialogischen Setting zu ex-perimentieren und deswegen etwas anbieten wollt. Ihr seid herzlich eingeladen, die Gunst der Stunde dafür zu nutzen und das „Programm“ mitzugestalten mit Dialogen zu Themen, die euch bewegen und am Herzen liegen.
Wir freuen uns darüber sehr und bitten euch, uns eure Vorschläge mit einer kurzen Beschrei-bung zu schicken. Dann können wir einen offenen Vorschlag zum Ablauf der Tage machen.

Ein Vorschlag von uns ist es, unterschiedliche, auch parallel stattfindende Dialogformate zu ermöglichen (Dialog in der Natur, Dialog mit kreativen Medien u. a.). Daneben gibt es Raum für Begegnung, vielleicht Überraschendes, für gemeinsames Feiern und Musizieren.

Wir freuen uns auf euch!
Ganz herzliche Grüße
Jana Marek, Gisela Reinhardt, Johannes Schopp und Uta Nagel

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Sobald ich Außenstehenden vom Dialogprozess berichte, stelle ich fest, wie schwer es ist, meine Begeisterung dafür mitzuteilen. Da sitzen zwanzig oder dreißig erwachsene Menschen in einem Stuhlkreis um eine gestaltete Mitte herum und, ja, was tun die dort eigentlich? Sie sitzen, denken nach, teilen das Eine oder Andere mit, gehen auf das Mitgeteilte ein, erzählen Neues ohne Bezug auf das Mitgeteilte, beschreiben Bilder und Vorstellungen, benennen Gefühle und manchmal zeigen sie diese auch. Dies geschieht alles recht gesittet, denn nur wer den Redestein, das Redeobjekt in Händen hält, berichtet. Alle anderen hören zu, sind bei dieser Person und begegnen dieser mit Zugewandtheit und Respekt, ja, sogar mit radikalem Respekt.

Warum tust du das, werde ich dann oft gefragt. Im Geiste vervollständige ich die Frage zu: „Warum tust du dir das an?“. Meist erzähle ich dann von meinen Eindrücken am Ende eines Dialogwochenendes. Ich spreche davon, erfüllt zu sein von der erlebten Vielfalt, der Vielfältigkeit der Beiträge, der sichtbar gewordenen Unterschiedlichkeit der anwesenden Personen, deren Blick auf „die“ Realität, die doch so unterschiedlich empfunden und wahrgenommen werden kann. Ich spreche davon, dass sich mir der Blick geweitet habe, dass es mir gelungen sei, aus meiner eigenen gedanklichen Enge heraus zu kommen. Ein Gefühl der Befreiung, der Entspannung und des Gelöstseins habe sich eingestellt am Ende. Befreit von Vorurteilen, entspannt durch die Gewissheit, dass nichts sein muss und gelöst von den Erwartungen und Vorannahmen, die mein tägliches Dasein begleiten.

Das erzähle ich und merke dann doch, es lässt sich nicht erzählen, was da im Dialog passiert. Wenn ich dann weiter mit Unverständnis konfrontiert werden, dann möchte ich sagen, das lässt sich nicht beschreiben, das muss man ausprobieren, erfahren. Oft sage ich es nicht, da ich niemanden missionieren möchte. Dialogprozesse zu führen und zu erfahren, ist für mich, als wenn ich durch einen Prozess des Einnordens und der Erdung geführt würde. All die Vorstellungen, das Gedankenkarussell, die fast wahnhaften Ideen von dem, was da Draußen ist, all das wird relativiert. Es kann so und auch anders sein, erfahre ich. Es kann sowohl so und auch anders sein. Beides, auch wenn es gegensätzlich ist, ist möglich. Deine Anschauung der Welt und meine möglicherweise konträr andere dürfen sein. Ich darf sein. Auch du.

Dies sind Erfahrungen, die ich manches Mal machen durfte in den vielen Dialogprozessen, die ich schon miterlebte. Vielleicht resultiert daraus mein Anspruch an solche Veranstaltungen. Lasst uns erleben, was uns unterscheidet und lasst uns erfahren, dass wir alle miteinander verbunden sind. Trotz aller Unterschiede. Lasst uns in einem geschützten Rahmen ausprobieren, was möglich ist. Wie es gelingt, sich zu zeigen in aller Verletztheit (oder Verletzlichkeit?), in allem Unverständnis, und auch in aller Wut und Traurigkeit. Kein Urteilen zwischen Richtig und Falsch. Die eigenen Vorurteile und Annahmen erkennen und für die Dauer des Dialogprozesses außer Kraft setzen. Das hat bei mir zur Auswirkung, was ich oben beschrieben habe, es entspannt mich, öffnet neue Möglichkeiten für meinen Blick auf die Welt und die Anderen.

Leider gibt es Dialogprozesse, die anders sind. Darin empfinde ich Unbehagen, fühle mich eingegrenzt durch ein unbestimmtes Gefühl einer „hidden agenda“. Allein schon die Aussage, man möge doch den Prozess im Auge behalten, diesen bei den eigenen Aussagen und Mitteilungen mitberücksichtigen, lässt mich aufhorchen. Nicht nur das, es macht mich misstrauisch. Ging es nicht darum, sich so zu zeigen, wie man gerade da ist, wie man sich im Moment fühlt, was man im Moment mitteilen möchte? Wie kann dies geschehen, wenn ein irgendwie gearteter Prozess seine Zustimmung verlangt? Damit befinde ich mich sofort wieder dort, wo ich herkomme: In der mir bekannten und mit Vorschriften oder Regeln versehenen Umwelt. Tu dies nicht, tu jenes nicht, sei so oder so. Dafür muss ich nicht an einem Dialogprozess teilhaben, das habe ich außerhalb desselben schon genug.

Was mir auch ab und zu auffällt, während ich im Dialog sitze und mich und die anderen beobachte, ist, dass gerne über etwas gesprochen wird, statt von sich. Da wird Bezug genommen auf etwas, was man gelesen hatte, auf etwas, was man gehört hatte und dann wird dies als Thema in den Raum getragen. Wo ist die berichtende Person derweil? Was geht in dieser vor, wenn sie berichtet, was hat sie dazu bewegt, eben diesen Teil der Wirklichkeit auszuwählen und den anderen vorzustellen? Es gibt sie nicht umsonst, die Kernfähigkeiten im Dialog. Die keine Regeln darstellen sollen, die als Leitlinie benützt werden können, um das eigene „Personal Mastery“ zu betreiben. Lass die Wurzeln dran, lautet eine. Warum sage ich jetzt, hier, was ich berichte? Es geschieht viel zu selten in meiner Erinnerung. Manchmal habe ich den Eindruck es geht mehr um die wohl gesetzte Sprache, um die Mitteilung dessen, was man glaubt zu wissen. Vielleicht wäre es nötig, solche Wahrnehmung zur Sprache zu bringen. Ganz im Sinne der anderen Kernfähigkeit, dem produktiven Plädieren. Warum sagst du dies, was du eben gesagt hast? Welche Annahmen, Bewertungen, Vorurteile und Beobachtungen leiten dich im Moment?

Ich möchte es gerne verstehen. Ich möchte erkennen, was dich umtreibt zu dieser oder einer anderen Äußerung. Ich möchte von dir lernen. Was auch heißt, über dich lernen.

Wenn ich mich dabei ertappe, dass mir dies nicht gelingt, dann frage ich mich, was mich wohl hindert. Warum frage ich nicht nach den Wurzeln? Warum teile ich nicht mit, dass mir etwas unverständlich ist? Warum teile ich meine Gereiztheit nicht mit, wenn ich mal wieder glaube einer Diskussionsrunde beizuwohnen? Fehlende Sicherheit? Keine Gewissheit, dass in diesem Kreis ausgesprochen werden darf, was sich zeigen will? Manchmal habe ich den Eindruck, wir spielen Dialog, weil wir die Spielregeln kennen und tun so, als erlebten wir einen Dialogprozess. Manchmal ist es wieder ganz anders und dieser soeben geäußerte Gedanke kommt mir gar nicht in den Sinn, weil es ein anderes Erleben gab. Ich vermute, dass dieses immer dann möglich wird, wenn wir aufhören uns zu verstellen. Wenn es uns gelingt, uns zu zeigen, so, wie wir im Moment da sind.

Auf dem Dialog-Forum in Hannover hatten Kerstin und ich einen generativen Dialog initiiert und begleitet. Am Ende gab es Applaus. Das machte mich sehr nachdenklich. Was müssen die Anwesenden bisher erlebt haben, dass sie jetzt glauben, den Dialogprozess so wie er stattfand mit Beifall zu versehen? Ich hatte dies noch nie erlebt und es beunruhigt mich weiterhin.

Verletzt und majestätisch
Wir sehen auf einen Baum, der durch Sturm und Trockenheit gezeichnet ist. Er ist wie ein Mahnmal: Verletzt und majestätisch.
Ist er darin ein Prophet für das Leben, wie es wirklich ist? Darum soll es an diesem dialogisch gestalteten Abend gehen.
Der Dialog lebt von empathischem Zuhören und sich Einlassen. Bewertungen fallen weg. Freiräume für schöpferische Gedanken und neue Perspektiven entstehen.
Der Abend findet im Garten und anliegendem Gehölz statt. Dabei gibt es ein kleines Feuer.

Das Fest findet am Freitag, den 17. Juni 2022 von 18:00 bis 21:00 Uhr statt.
Wir bitten euch um eine Anmeldung.

Ulrike und Tom Laengner
Baroper Str. 257
44227 Dortmund
Telefon: 0176 621 859 29
E-Mail: laengner@dokom.net

https://erdfest.org/de/dialog-ev-dortmund

Dem Lebendigen Lebendigkeit zurück schenken – für eine gelebte Gegenseitigkeit zwischen Menschen und allen Wesen
17.–19. Juni 2022

In einer Welt, deren Lebendigkeit zusehends verarmt, schlägt die erdfest-Initiative (seit 2018) vor, mit den an vielen Orten zeitgleich gefeierten »Erdfesten« eine neue kulturelle Allmende zu schaffen: ein Gemeingut für nachhaltige Entwicklung und für den Schutz biologischer Vielfalt – kurz ein Fest der Lebendigkeit.

An drei Tagen im Frühsommer laden Erdfeste dazu ein, unsere Existenz auf und mit der lebendigen Erde vertieft wahrzunehmen, zu bestaunen, zu feiern. Hieraus kann Inspiration für eine echte, auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung zur lebendigen Mitwelt erwachsen. Mittelfristig könnten die Erdfeste im Frühsommer wie kleine Akupunkturpunkte transformierend auf das ganze Jahr ausstrahlen – auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Denn eigentlich ist jeder Tag der beste, um »erdfest zu werden«. Jeder Augenblick kann ein Erdfest sein.

Die nächsten gemeinsamen Erdfeste sind vom 17.-19. Juni 2022: EINLADUNG ZUM MITWIRKEN

Text & Bild: https://erdfest.org

…es scheint, dass die Gräben tiefer, das Unverständnis und Nichtverstehen grösser werden.
Dem wollen wir etwas entgegensetzen. Gemeinschaft kann auch aus einander zuerst
wildfremden und sehr unterschiedlichen Menschen entstehen. Das haben wir selbst erlebt
und möchten es nun gerne weitergeben…

Zur Einladung: „Kommunikationsprozess nach Scott Peck“ im KulturNaturHof Bechstedt (oberhalb vom Schwarzatal)

Bild: „Kindliches Vertrauen“ © Sibylle Reichelt

der Brückenbauer, gütige Weisheitslehrer und Pionier für inneren und äußeren Frieden ist kürzlich im Alter von über 90 Jahren gestorben. Durch seine Haltung sowie seine Lebenspraxis hat er Millionen Menschen, wie auch uns berührt, gestärkt und inspiriert. Von ihm stammt u.a. das Wort „Interbeing“, dies meint die Allverwobenheit sämtlicher Phänomene, das Eingebettetsein aller Dinge in ein unendlich komplexes Netz von Beziehungen. Er war ein Meister darin zu zeigen, das wir immer auch die Andere/ der Andere sind, die die wir gerade ablehnen, bekämpfen oder lächerlich machen.

Das erste Video zeigt seine gütige Art mit Leid umzugehen und der zweite Hinweis ist ein Link über sein Lebenswerk. Seine Bücher und Gedichte haben uns schon oft zu tiefen Dialogen eingeladen. Wir hoffen, das seine Botschaften in diesen unsicheren Zeiten vielen Menschen dienen.

https://plumvillage.org/de/

Bitte nenne mich bei meinen wahren Namen
Von Thich Nhat Hanh

Sag nicht, dass ich morgen fortgehe – denn ich bin noch gar nicht ganz da.
Schau: Jede Sekunde komme ich an, um zu werden
die Knospe am Frühlingszweig,
ein kleiner Vogel mit Flügeln, die noch nicht tragen,
im neuen Nest lern ich gerade erst singen,
eine Raupe im Herzen der Blume
und ein Juwel, verborgen im Stein.

Ich komme gerade erst an, um zu lachen und zu weinen,
mich zu fürchten und zu hoffen.
Der Schlag meines Herzens ist die Geburt und der Tod von allem, was lebt.

Ich bin die Eintagsfliege, die vielgestaltig schillert auf der Oberfläche des Flusses.
Bin auch der Vogel, der gerade noch rechtzeitig kommt, die Fliege zu schnappen.

Ich bin der Frosch, der ganz zufrieden im klaren Wasser des Teichs hin- und herschwimmt, und bin die Schlange, die geräuschlos sich nähernd vom Froschfraß lebt.

Ich bin das Kind aus Uganda, nur Haut und Knochen mit Beinen so dünn wie Stöcke aus Bambus und ich bin der Kaufmann, der tödliche Waffen nach Uganda verkauft.

Ich bin das zwölfjährige Mädchen, Flüchtling in einem kleinen Boot,
das sich in den Ozean wirft, nachdem es von einem Seepiraten vergewaltigt wurde.
Und ich bin der Pirat, mein Herz ist noch nicht fähig, zu sehen und zu lieben.

Ich bin ein Mitglied des Politbüros mit reichlich Macht in meinen Händen,
und ich bin der Mann, der seine „Blutschuld“ an sein Volks zu zahlen hat,
langsam sterbend in einem Arbeitslager.

Meine Freude ist wie der Frühling,
so warm, dass sie die Blumen in allen Lebensformen erblühen lässt.

Mein Schmerz ist wie ein Fluss von Tränen, so voll, dass er die vier Meere füllt.

Bitte nenne mich bei meinen wahren Namen,
damit ich all meine Schreie und mein Lachen zur selben Zeit hören kann,
damit ich sehen kann, dass meine Freude und mein Schmerz eins sind.

Bitte, nenne mich bei meinen wahren Namen, damit ich aufwachen kann
und das Tor meines Herzens offen bleiben kann.
Das Tor des Mitgefühls.

„Was immer du zu sagen hast, lass Wurzeln dran, lass sie hängen mitsamt der Erde, um klar zu machen, woher sie kommen.“
(Charles Olson)

Ich gebe zu, ich leide! Ich leide daran, dass immer mehr mir nahestehende Menschen bei gewissen Spaziergängen mitlaufen – dass sie spazieren gehen auf Veranstaltungen, die meiner Meinung nach alles andere als harmlose Spaziergänge sind. Hier in meiner Stadt werden sie von Gruppierungen wie der „Bewegung Halle“ beworben und bevölkert. Gehe ich auf die Webseite der „Bewegung“, springen mir erstmal Begriffe wie Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung ins Auge. „Es ist Zeit zu reden!“, heißt es dort. Okay, warum nicht? Find´ ich alles gut!

Gehe ich die in die Rubrik „News“, stoße ich auf einen Artikel von einem gewissen Milosz Matuschek zum „Great Reset“, in dem Corona als „Durchlauferhitzer einer Machtergreifung“, als Vorbereitung für eine von China ausgehende Fremdherrschaft, welche in Form eines „hybriden Moulüe-Angriff(s) sinomarxistischer Prägung“ daherkommt.* Oha, man lernt nie aus! Klicke ich auf den Button „Neue Medien Portal“, lande ich schnell bei rubikon.news, einem mir schon bekannten Tummelplatz für Deep-state-Verschwörungstheoretiker, Putin-Fans und selbsternannte Kämpferinnen gegen die Gesundheitsdiktatur.

Während ich hie und da so hineinlese, beschleicht mich fröstelnd der Gedanke, dass ich, anstatt umständliche Artikel zu schreiben, lieber keine Zeit verlieren und losziehen sollte, um mich mit Medikamenten und Lebensmittelkonserven einzudecken. Auch einen Volkshochschulkurs „Chinesisch für Untertanen“ könnte ich zur Sicherheit schnell noch buchen.

Dabei gehören die mir bekannten spazieren gehenden Menschen wirklich nicht zu jenen krakeelenden Brauseköpfen, wie sie in Corona-Demo-Reportagen von den Medien so gerne vorgeführt werden. Es scheint mir, als ob sie mit sich und der Welt über Kreuz liegen. Es scheint mir, dass sie getriggert sind von den Maßnahmen und ihren Folgen für den Alltag. Es scheint mir, dass sie umgetrieben sind von der Frage, wem man überhaupt noch vertrauen kann.

Manchmal, in tieferen Gesprächen, zeigt sich, dass das alles immer wieder auch alte Wunden berührt: Autoritäten aus der Zeit der Kindheit, die über Jahre hinweg manipuliert, unterdrückt und Gewalt ausgeübt haben – es ist, als ob sie geisterhaft und incognito auferstehen in den Entscheidungen von Politikern – und ich glaube, es ist dieses incognito, welches die Verständigung zwischen uns manchmal so schwierig macht.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Auch ich finde manche politische Entscheidung der letzten zwei Jahre mindestens fragwürdig oder wenig durchdacht. So vieles wurde verdöst, versemmelt, verbockt – sei es aus Inkompetenz, fehlender Agilität oder parteipolitischem Kalkül. So viele Menschen und Gruppen wurden nicht gesehen, gehört und unterstützt in ihrer Not. Ich selber habe auch meine Zweifel, ob die aktuelle Strategie „Belohnung und Strafe“ irgendetwas Nennenswertes bewirken soll. Erzieherische Maßnahmen mögen im Straßenverkehr funktionieren und dafür sorgen, dass sich Raserei und wildes Parken in Grenzen halten. Aber für die Bewältigung dieser Pandemie in ihrer Komplexität, und dafür, dass denkende Menschen sich in die richtige Richtung in Bewegung setzen, bräuchte es wohl dringend noch etwas mehr! (Wie wäre es z.B. mit attraktiven und handfesten gesellschaftlichen Visionen für die „Zeit danach“?)

Es ist also mitnichten alles schick. Aber das permanente Streuen derart fundamentaler Zweifel an Demokratie und Zivilgesellschaft, wie es mir bei Milosz Durchlauferhitzer und manch ulkigem Herzliebchen unter den Spaziergängerinnen und Spaziergängern begegnet, scheint mir eher auf Destabilisierungsbemühungen von ganz rechts außen zurückzugehen: Die braune Saat gedeiht am besten auf dem Humus existenzieller Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung.

Aber wie gesagt, unabhängig davon scheint mir manch starke Reaktion auf Corona-Politik ihre emotionale Ladung nicht nur aus dem tatsächlichen Anlass, sondern auch aus den Schatten und Nöten früherer Tage zu beziehen. Ich kann das – wenn es denn zur Sprache kommt – immer wieder nachfühlen und es berührt mich jedes Mal. Ich kenne es von mir selbst. Gleichzeitig spüre ich meine Unlust und mein Bedürfnis nach Schutz vor allzu krassen Erzählungen und den daraus resultierenden Diskussionen. Ich möchte nicht Mal um Mal zum Empfänger von Emotionen werden, die mit den gegenwärtigen politischen Ereignissen als solchen meines Erachtens oft herzlich wenig zu tun haben. Im Grunde wird hier Inneres mithilfe dramatischer Zuschreibungen auf Ereignisse und Personen im Außen projiziert – gerne auch mal auf Personen wie mich:

Hallo hier bin ich – dein persönlicher Karl-Lauterbach-Dummy oder wahlweise auch der Widergänger des doofen Sportlehrers deiner Grundschulzeit – und du kannst alles, wirklich alles an mir auslassen, sobald ich versuche, deinen Diktaturthesen zu widersprechen!

Das heißt nicht, dass ich nun gar nicht mehr Anteil nehmen möchte an dem, was meine lieben Mitmenschen bewegt! Aber Auseinandersetzungen, deren eigentliche Wurzeln im Verborgenen bleiben, geraten halt oft zu überspannten Scheindebatten, in denen keine wirkliche Verbindung, kein wirklicher Raum zwischen den Beteiligten entsteht.

Ich bin mir des dünnen Eises bewusst, wenn es darum geht, die Betreffenden darauf anzusprechen und möchte den Respekt vor persönlichen Grenzen wahren. Aber manchmal will ich sie einfach nur liebevoll anstupsen, kneifen oder kitzeln und Worte wie diese an sie richten:

Du musst nicht eins werden mit den steuerbordseitig hereinflutenden Wogen des Misstrauens!  Du musst nicht den „Great Reset“ befürchten, wenn die Gesellschaft das tut, was Gesellschaften schon immer getan haben beim Hereinbrechen tödlicher Gefahren: Maßnahmen ergreifen – heutzutage gerne auch auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse!

Du musst nicht von Panikmache, Gehirnwäsche oder gar „Gleichschaltung“ reden, wenn die Mehrzahl der Menschen sich dafür entscheidet, eben jene Maßnahmen in ihrem Alltag mitzutragen – mehr oder weniger zumindest, wie es Menschen nun mal eigen ist.

Du musst nicht dem Stamme jener abhandenkommen, die grundlegendes Vertrauen ins Leben haben, und die es begrüßen, wenn der von dunklen Mächten sinomarxistischer Prägung systematisch vorbereitete Bürgerkrieg ruhig noch etwas warten darf – wenigstens bis nach Valentin.

André Gödecke – andregoedecke.de


*www.bewegunghalle.de/news/politik/der-great-reset-ist-ein-technokratischer-putsch

Bild: Carl Spitzweg – „Sonntagsspaziergang“; Quelle: Wikipedia

Lebenszeichen

Wir laden euch ein zu einem Dialog im Garten.

„Wir sind die Vorfahren der Zukunft.“

(Julia Butterfly Hill)

Der Garten ist voller Leben und eine Quelle der Inspiration. Jede/r Einzelne ist es auch und wir möchten miteinander erleben, was unter uns entsteht, wenn wir uns auf die Lebenzeichen in uns und um uns einlassen.

Leben ist immer im Wandel und in Bewegung.

Begegnung: Mal im Kreis auf unserer Wiese oder verteilt im Garten, mit Bewegung und im Stille sein.

Am Sonntag, den 05.September 21, um 16 Uhr bis 18 Uhr

Anschließend können wir uns noch bei Brot und Wein ans Feuer setzen.

Ulrike und Tom Laengner

Baroperstr. 257

44227 Dortmund

0176 621 859 29

Für unsere Vorbereitung ist es gut, wenn ihr euch anmeldet.

Dann steigt auch die Vorfreude in uns an.

Herzliche Grüße

Tom und Ulrike

Julia Butterfly Hill harrte 738 Tage auf einer kleinen Plattform aus, um den Redwood-Baum vor der Abholzung zu bewahren. Der Baum wurde zur Symbolfigur für den Kampf gegen die Zerstörung eines jahrtausendealten Waldes.